ISO 21434 Herausforderungen (2024)

Die Implementierung der ISO 21434, ein Standard für Cyber-Sicherheit im Automobilbereich, bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Diese Herausforderungen erstrecken sich über verschiedene Aspekte des Prozesses, der Sicherheitskultur, Schulungsangebote, Dokumentation und Nachvollziehbarkeit, Rollendefinitionen, Security-Konzepte, Assessments und die organisatorische Struktur des Cyber Security Teams. Die Umsetzung dieser Norm erfordert eine gründliche Auseinandersetzung mit zahlreichen Aspekten, um die Cyber-Sicherheit in der Automobilindustrie zu gewährleisten. In diesem Artikel werden die wichtigsten Herausforderungen in diesen verschiedenen Bereichen beleuchtet.

Prozess

Die ISO 21434 stellt hohe Anforderungen an die Implementierung von Cyber-Sicherheit in Automobilsystemen. Ein zentraler Punkt besteht darin, dass dieser Prozess im Einklang mit anderen Geschäftsprozessen stehen muss. Dies erfordert eine nahtlose Integration in bestehende Abläufe und kann eine komplexe Aufgabe darstellen.

Des Weiteren ist zu beachten, dass die ISO 21434 in einigen Bereichen eine schwammige Formulierung aufweist, was einen erheblichen Interpretationsspielraum eröffnet. Dies kann sowohl positiv als auch negativ sein, da Interpretationen in die falsche Richtung führen können und somit die Wirksamkeit des Sicherheitsprozesses beeinträchtigen.

Es ist bemerkenswert, dass die ISO 21434 in ihrer Konzeption stark an die ISO 26262 angelehnt ist, die sich auf funktionale Sicherheit konzentriert. Dies führt dazu, dass die Norm tendenziell stärker auf Sicherheitsaspekte eingeht als auf die spezifischen Anforderungen der Cyber-Sicherheit.

Security Kultur

Die Herausforderungen im Bereich der Sicherheitskultur sind ebenso von großer Bedeutung. In vielen Unternehmen besteht nach wie vor ein Mangel an Bewusstsein für Cyber-Sicherheit. Dies bedeutet, dass nur wenige Mitarbeiter über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Sicherheit verfügen.

Des Weiteren wird die Implementierung der ISO 21434 durch Zeitbeschränkungen und Ressourcenengpässe erschwert. Die Mitarbeiter haben bereits eine Fülle von Aufgaben und wenig Zeit, sich mit einem weiteren Prozess auseinanderzusetzen, was zu einer suboptimalen Umsetzung führen kann.

Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass einige Mitarbeiter die Bedeutung von Sicherheit bei Embedded Systems nicht erkennen. Dies kann zu einer ablehnenden Haltung gegenüber den Anforderungen der ISO 21434 führen und die Umsetzung des Prozesses behindern.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine gezielte Anstrengung, um die Sensibilisierung für Sicherheit zu erhöhen und die Ressourcen für die Implementierung der ISO 21434 effizient zu nutzen. Eine gezielte Schulung und Kommunikation sind entscheidend, um die Sicherheitskultur zu stärken und die Prozesse reibungslos in den Unternehmensalltag zu integrieren.

Schulungsangebot

Das Schulungsangebot im Kontext der ISO 21434 und der Cyber-Sicherheit in der Automobilindustrie stellt eine wesentliche Säule dar, um die erforderlichen Kompetenzen zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Anforderungen dieser anspruchsvollen Norm erfüllt werden. Dennoch ergeben sich einige Herausforderungen, die eine sorgfältige Überlegung und Anpassung erfordern.

In vielen Fällen fehlen Unternehmen die erforderlichen Ressourcen, um umfassende interne Schulungen durchzuführen. Dies kann die Aufgabe, alle Mitarbeiter, die mit dem ISO 21434 Prozess arbeiten, auf denselben Wissensstand zu bringen, erheblich erschweren. Dies führt zu einer beträchtlichen Lücke in der Sicherheitsbildung und -kompetenz der Belegschaft.

Ein weiteres Problem liegt in der Tatsache, dass vorhandene Schulungsangebote in der Regel auf Basiswissen beschränkt sind, das die Norm selbst erläutert. Diese Basis-Schulungen sind zweifellos wertvoll, insbesondere für neue Cyber Security Manager, um ein solides Verständnis der Norm zu entwickeln. Jedoch erweisen sie sich oft als unzureichend für Spezialisten wie Cyber Security Architekten. Diese Experten benötigen vertiefte Kenntnisse und Einsicht in die technischen Konzepte und Herausforderungen, die mit der Umsetzung der ISO 21434 einhergehen. Die bestehenden Schulungen berücksichtigen oft nicht diese spezifischen Anforderungen.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine gezielte Anpassung des Schulungsangebots. Unternehmen sollten in der Lage sein, maßgeschneiderte Schulungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Anforderungen und Rollen ihrer Mitarbeiter zugeschnitten sind. Dies erfordert eine sorgfältige Bedarfsanalyse und die Bereitstellung von Schulungsinhalten, die technische Expertise und praxisnahe Umsetzung vermitteln.

Zusätzlich ist es wichtig, Schulungen nicht als einmaliges Ereignis zu betrachten, sondern als kontinuierlichen Prozess. Die sich ständig weiterentwickelnde Landschaft der Cyber-Sicherheit erfordert regelmäßige Schulungen und Aktualisierungen, um sicherzustellen, dass die Belegschaft mit den neuesten Trends und Best Practices in der Branche vertraut ist. Dies stellt sicher, dass die Implementierung der ISO 21434 auf einem fundierten Wissensfundament beruht und somit die Cyber-Sicherheit in der Automobilindustrie gewährleistet.

Dokumentation und Nachvollziehbarkeit

In der Welt der Cyber-Sicherheit sind Dokumentation und Nachvollziehbarkeit von entscheidender Bedeutung, und dies gilt insbesondere für die Implementierung der ISO 21434 in der Automobilindustrie. Eine umfassende und präzise Dokumentation ist unerlässlich, ähnlich wie in allen anderen Prozessen, die nach dem Automotive SPICE (ASPICE) Standard bewertet werden. Diese Dokumentation dient nicht nur als Orientierungshilfe für Assessoren, sondern auch als Wissensquelle für neue Projektmitarbeiter. Sie spielt eine bedeutende Rolle bei der Aufrechterhaltung des aktuellen Wissensstandes im jeweiligen Projekt.

Darüber hinaus ist eine vollständige Nachvollziehbarkeit ein entscheidender Aspekt bei der Gewährleistung der Cyber-Sicherheit. Von der Definition eines Items bis zur Validierung muss eine lückenlose Verfolgbarkeit sichergestellt werden. Dies bedeutet, dass es möglich sein muss, den Ursprung eines Assets zu identifizieren, die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen für dieses Asset zu kennen und die spezifischen Schritte für die Verifizierung und Validierung dieser Maßnahmen nachzuverfolgen. Nur durch eine derartige Vollständigkeit der Nachverfolgbarkeit lässt sich feststellen, ob die definierte Sicherheit tatsächlich gewährleistet werden konnte.

Es ist wichtig zu betonen, dass, auch wenn die Möglichkeit einer vollständigen Sicherheit eine Illusion bleibt, die Dokumentation und Nachvollziehbarkeit sicherstellen, dass alle sichtbaren Gefahren und Risiken angemessen behandelt werden. Dies ermöglicht es, das Maß an Sicherheit auf ein kontrollierbares Niveau zu heben und die Integrität und Vertraulichkeit von Systemen und Daten zu wahren. In der komplexen Welt der Cyber-Sicherheit dienen Dokumentation und Nachvollziehbarkeit somit als unverzichtbare Grundpfeiler, um den stetig wachsenden Herausforderungen zu begegnen.

Rollendefinitionen

Die ISO 21434 legt die Durchführung von umfassenden Assessments als integralen Bestandteil ihrer Anforderungen fest. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass die existierenden Prozess-Assessment-Modelle, wie beispielsweise das Automotive SPICE Security Process Assessment Model (SEC-PAM), nicht speziell auf die ISO/SAE 21434 ausgerichtet sind. Diese Diskrepanz zwischen den Anforderungen der ISO 21434 und den vorhandenen Assessments stellt eine bemerkenswerte Herausforderung dar.

Ein weiterer Aspekt, der die Assessments erschwert, ist die Tatsache, dass Assessoren unterschiedliche Erwartungen und Herangehensweisen haben können. Dies kann zu einer Fragmentierung und Divergenz bei den Bewertungskriterien und -methoden führen. Infolgedessen besteht das Risiko, dass der Prozess durch die Vielfalt der Interpretationen und Anforderungen unnötig aufgebläht wird. Die resultierenden Unklarheiten in den Bewertungskriterien können die Implementierung und Konformität zur ISO 21434 erheblich beeinträchtigen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist eine sorgfältige Abstimmung der Assessments auf die spezifischen Anforderungen der ISO 21434 unerlässlich. Es bedarf einer klaren Leitlinie und Harmonisierung der Erwartungen der Assessoren, um sicherzustellen, dass der Evaluationsprozess effizient und effektiv ist. Diese Bemühungen sind entscheidend, um die Umsetzung der ISO 21434 in der Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten und eine einheitliche Bewertungsgrundlage zu schaffen.

Security Konzepte

In der Realität existieren spezifische Sicherheitskonzepte, die in der Automobilbranche ausschließlich von den Original Equipment Manufacturers (OEMs) getroffen werden können. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Secure Onboard Communication Protokoll. Die Befugnis zur Entscheidung über die Absicherung von Nachrichten auf Fahrzeugebene liegt allein beim OEM. Dabei obliegt es dem OEM, festzulegen, welche Kommunikationsnachrichten über dieses Protokoll geschützt werden sollen.

Obwohl Zulieferer einen wertvollen Beitrag zur Cybersicherheit leisten, indem sie Risikoanalysen und Vorschläge bereitstellen, bleibt die finale Entscheidungsbefugnis bezüglich der Absicherung von Kommunikationsnachrichten beim OEM. Dies führt zu interessanten Situationen, in denen die OEMs durch ihre Risikoanalysen möglicherweise auf bislang als unbedenklich erachtete Nachrichten aufmerksam werden, die nun als sicherheitskritisch eingestuft und dementsprechend abgesichert werden müssen. Dies verdeutlicht die komplexe Dynamik und Verantwortlichkeiten im Bereich der Automobil-Cybersicherheit und die entscheidende Rolle, die die OEMs in diesem Prozess spielen.

Assessments

Die ISO 21434 erfordert Assessments, aber die bestehenden Prozess-Assessment-Modelle wie ASPICE SEC-PAM überprüfen nicht nach ISO 21434. Assessoren haben unterschiedliche Erwartungen und können den Prozess aufblähen, was mit der Zeit zu wachsenden Unklarheiten führt.

Organisatorische Cyber Security Team Struktur

Die organisatorische Struktur eines Cyber Security Teams spielt eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Umsetzung von Cyber-Sicherheitsmaßnahmen in Unternehmen, insbesondere in der Automobilindustrie. Die Wahl zwischen einer zentralisierten oder dezentralisierten Struktur hängt von den Unternehmensrichtlinien und den individuellen Anforderungen ab. Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden müssen.

Dezentrale Struktur: Eine dezentrale Cyber Security Team Struktur bietet eine gewisse Flexibilität, da Ressourcen lokal verfügbar sind. Jedoch gibt es Herausforderungen, die mit diesem Ansatz einhergehen. Die Organisation und Koordination der Ressourcen kann komplex sein, was zu Verzögerungen bei der Eskalation und Reaktion auf Notfälle führen kann. Darüber hinaus fehlt die Möglichkeit, Ressourcen temporär für dringende Aufgaben zu reservieren, was die Priorisierung und Durchführung von Aufgaben erschweren kann. Da jeder Mitarbeiter möglicherweise unterschiedliche Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich des Cyber Security Prozesses hat, kann die Qualität und Effektivität der durchgeführten Aufgaben variieren. Es besteht auch die erhöhte Gefahr des “Silo-Denkens”, bei dem Teams isoliert arbeiten, anstatt zusammenzuarbeiten und Wissen zu teilen.

Zentrale Struktur: Im Gegensatz dazu bietet eine zentrale Struktur für das Cyber Security Team eine klare Hierarchie und Organisation. Eskalationen können effizienter gehandhabt werden, was eine schnellere Reaktion auf Probleme ermöglicht. Die Planung und Koordination von Aufgaben wird vereinfacht, da alle Teammitglieder auf dem gleichen Stand sind und nach einheitlichen Prozessen arbeiten. Dies trägt dazu bei, die Qualität der durchgeführten Aufgaben konstant zu halten. Eine zentrale Struktur ermöglicht auch den Aufbau von Spezialisten, die sich auf bestimmte Aspekte der Cyber-Sicherheit konzentrieren können. Darüber hinaus erleichtert sie die Koordination mit externen Cyber Security Ressourcen, da diese nicht mehr einzelnen Projekten zugewiesen sind, sondern zentral gesteuert werden.

Die Wahl zwischen einer zentralen und dezentralen Struktur erfordert eine sorgfältige Abwägung der individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten eines Unternehmens. Letztendlich sollte die ausgewählte Struktur die effektive Umsetzung von Cyber-Sicherheitsmaßnahmen unterstützen und zur Sicherheit der Fahrzeuge und Systeme beitragen.

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